„Der Toilettenpapier Effekt“
Wie eine gute Kommunikation Lieferengpässe vermeiden kann

Nils Jäger | 10. Juni 2021

Letztes Jahr kam es zum sogenannten „Toilettenpapier Effekt“ wie ich ihn gerne nenne. Viele werden sich daran erinnern: In einigen Ländern war das Toilettenpapier ausverkauft. War dann doch mal welches erhältlich, wurde oft über den eigenen Bedarf hinaus gekauft. Es entstand ein seltsamer Kreislauf. Wer weiß, wann mal wieder Toilettenpaper verfügbar ist. Lieber etwas mehr kaufen als erforderlich. So, oder so ähnlich waren scheinbar bei vielen die Gedanken. Die Folge war, dass die Hersteller dieser Waren mit der Produktion nicht mehr hinterherkamen. Später in demselben Jahr waren sowohl die Regale im Supermarkt als auch die Schränke bei den Menschen zu Hause voll.

Mittlerweile ist ein ähnliches Phänomen in der Industrie angekommen. Zugegebenermaßen sind die Hintergründe deutlich komplexer, aber dennoch sind ein paar Parallelen zu erkennen.

Folgen der Krise

In den letzten Monaten der „Coronakrise“ wurde der Flugverkehr stark eingeschränkt. Transportkapazitäten fielen weg und sorgten für die Unterbrechung von Lieferketten. Zusätzlich wurde in vielen Betrieben die Produktion aufgrund des Lockdowns und der allgemeinen Unsicherheit heruntergefahren.

Gleichzeitig stieg aber der Bedarf an Digitalisierung durch die Umstellung auf Homeoffice, den 5G Ausbau, sowie auch das Vorantreiben der Elektromobilität deutlich an. Die Hersteller sind also nun gezwungen, ihre Fertigungskapazitäten wieder zu erhöhen. Das wiederum erfordert neue Maschinen, die im Übrigen auch wieder diverse Bauteile benötigen. Durch diese Verkettung von Umständen werden die selbstverständlichsten Rohstoffe knapp, wie z.B. PVC. Die Nachfrage ist immens, was zu steigenden Preisen führt.

Der Toilettenpapier Effekt

Zusätzlich zu dem erhöhten Bedarf kommt aber nun der Toilettenpapier Effekt hinzu. Die Lieferengpässe führen dazu, dass Firmen sicherheitshalber mehr kaufen, als wirklich benötigt wird. Man will sich vor Produktionsstillständen schützen und noch schnell die günstigen Preise sichern, bevor diese weiter steigen. Die Medien berichten bereits davon, dass Automobilhersteller ihre Produktionen stilllegen müssen, da wichtige Bauteile derzeit nicht lieferbar sind. Den Maschinenbau trifft dies gleichermaßen. Derzeit überschlagen sich weltweit die Bestelleingänge bei den Maschinen- und Anlagebauern. Materialpreise explodieren aufgrund hoher Nachfrage und auch wir als Kabellieferant spüren diese Entwicklung und reagieren entsprechend.

Die Situation bei igus

Wir haben unsere Lagermengen schon vor Wochen erhöht, um diesem Ansturm gerecht zu werden. Das war genau die richtige Entscheidung, denn wir erhalten immer öfter sehr große Anfragen mit Wunsch-Lieferdatum innerhalb der nächsten Wochen.

Wir freuen uns sehr, dass Kunden uns bei solchen Anfragen berücksichtigen. Natürlich wollen wir die Wunschtermine auch alle erfüllen. Aber auch das beste Lager kann bei überdurchschnittlich starker Nachfrage irgendwann leer sein. Es gibt aber Möglichkeiten die Situation zu verbessern. Näheres möchte ich aber erläutern, nachdem wir uns mal einen Überblick über die einzelnen Leitungstypen verschafft haben.

Verkaufsschlager vs. Ladenhüter

Igus als Kataloglieferant hat beides. Leitungstypen, die weg gehen wie geschnitten Brot und solche, auf denen sich schon fast eine Staubschicht bildet, weil sie viel zu selten bestellt werden. Beide Produktkategorien haben ihre Daseinsberechtigung. Bei den Verkaufsschlagern ist die Sache klar. Eine Profinet Leitung, oder ein Servokabel mit (4G1,5+(2×1,5)C)C Aufbau wird in vielen Maschinen verwendet. Solche Produkte kann man auch rentabel anbieten und entsprechend bevorraten. Aber wieso einen Ladenhüter ab Lager verfügbar haben?

Igus hat es sich zur Aufgabe gemacht, Problemlösungen ab Lager anzubieten. Dies bedeutet auch, dass Leitungen bevorratet werden, die eine niedrigere Nachfrage haben. Ein Beispiel hierfür ist eine Thermoausgleichsleitung, welche für die Energiekette geeignet ist. Da eine solche Leitung in der Regel statisch verlegt ist, wird diese als kettentaugliche Leitung nicht annähernd so oft verwendet, wie eine Profinet Leitung. Dennoch ist sie für uns wichtiger Bestandteil unseres Produktportfolios, um auch solche Kundenbedarfe decken zu können.

Stark ansteigende Bedarfe können allerdings in beiden Fällen dazu führen, dass auch die beste Planung vergebens ist.

Beim Verkaufsschlager besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass viele Kunden einen deutlich höheren Bedarf haben als zuvor. Dies führt dazu, dass der Wochenverbrauch sprunghaft ansteigt. Beim Ladenhüter ist es eher der Fall, dass nur ein Kunde plötzlich einen vielfachen Bedarf des eigentlichen Wochenverbrauchs hat. In beiden Fällen ist die Folge ein leeres Lager und unglückliche Kunden. Wenn Kunde und Lieferant gut miteinander kommunizieren, kann dem entgegengewirkt werden.

Reden hilft

Ich rate sowohl meinen Kollegen aus dem Vertrieb als auch unseren Kunden zu einer offenen Kommunikation. Grade im Maschinen- und Anlagenbau bedarf es einer gewissen Projektierungsphase. Auch wenn der Bedarf noch nicht zu 100% feststeht, ist es oft gut, bereits eine Tendenz zu erfahren.

So können wir vorab klären, ob wir die Wunschmenge auch in der gewünschten Lieferzeit abdecken können. Dies ist umso wichtiger, je größer das Projekt ist. Vor allem in Boom Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, hilft es uns als Lieferant, Produktionskapazitäten zu planen, um die entsprechenden Bestände sicherzustellen. Umgekehrt können wir Ihnen anhand dieser Planung klare Lieferzeitangaben machen. Das erleichtert ihre Planung zur Fertigstellung des Projekts. Auch Teilmengen sind ein möglicher Lösungsansatz, da oft nicht sofort 20 km Leitung an einem Stück verbraucht werden. Je offener die Kommunikation, desto besser die Lösung, die wir gemeinsam finden.

Fazit

Eine gute und offene Kommunikation zwischen Lieferanten und Kunde ist wichtig und kann vor allem in turbulenten Zeiten hilfreich sein. Wir alle haben Termine einzuhalten und wenn es mal klemmt, dann ist ein ehrliches Gespräch oft schon der halbe Weg zur Lösung. Erstaunlich, was wir aus dem Toilettenpapier Effekt lernen können.

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