Gleitlager mit Bund – Darauf sollten Sie achten

Lars Butenschön | 6. Mai 2022

Um Gleitlager formschlüssig in der Aufnahmebohrung zu fixieren, eignet sich ein einseitig – oder bei manchen Ausführungen auch beidseitig angebrachter Kragen oder Bund. Wenn Sie Bundbuchsen in Ihrer Anwendung einsetzen, sollten Sie jedoch einige konstruktive Aspekte berücksichtigen, um Beschädigungen der Lager zu vermeiden.

Gebrochener Bund einer Bundbuchse (Quelle: igus GmbH)

Die Aufnahmebohrung

Die Aufnahmebohrung sollte senkrecht zur Oberfläche des Bauteils eingebracht sein. Andernfalls liegt der Bund der Buchse nicht plan auf der Fläche auf. Als Folge kann sich der Bund entweder bei der Montage oder bei mechanischer Belastung durch die Anwendung verformen oder je nach Werkstoff sogar brechen.

Ebenfalls sollte die Bohrung frei von Grat und idealerweise mit einer Fase versehen werden. Eine relativ kleine Fase genügt. Zu große Fasen können die Tragfähigkeit des Bundes oder der Buchse entlang der Lauffläche beeinträchtigen.

Grat entlang der Bohrungskante sollte unbedingt vermieden werden. Selbst bei korrekt ausgeführten Fasen und senkrecht eingebrachter Bohrung kann eingeschlossener Grat zu unerwünschten maßlichen Veränderungen oder gar zur Beschädigung der Buchse führen.

Die aufzunehmende Last

Kantenlasten in Folge von eingebrachten Dreh- bzw. Kippmomenten können zu unvorteilhaften Beanspruchungen des Gleitlagers führen. So können Scherkräfte zwischen dem Bund und dem zylindrischen Körper des Lagers entstehen, was zum Abtrennen des Bundes und entsprechend zur axialen Verschiebung des Gleitlagers aus der Aufnahmebohrung führen kann.

Diese Kantenlasten entstehen häufig durch unzureichenden Fluchtungsausgleich bei mehreren hintereinander angeordneten Lagerpunkten. Hier entstehen durch Toleranzen bzw. Maßabweichungen Fluchtungsfehler, die in der Folge zu Kantenlasten am Gleitlager führen.

Auch durch entsprechende Anwendungszenarien können Drehmomente auf die Gleitlager wirken, wenn die Last außerhalb des Lagerschwerpunktes aufgebracht wird. Hier kann ein zusätzliches Abstützen helfen.

Wenn nichts hilft: Entkoppeln

Wenn die Aufnahmebohrung dennoch nicht anders ausgeführt oder einwirkende Dreh- bzw. Kippmomente nicht ausreichend abgefangen werden können, sollten Sie eine zweiteilige Lösung in Erwägung ziehen. Verwenden Sie anstelle einer Bundbuchse eine einfache zylindrische Buchse mit zusätzlicher Anlaufscheibe für die axiale Lagerung. Somit können die Bauteile die zu tragenden Kräfte unabhängig voneinander aufnehmen. Allerdings birgt auch diese Lösung natürlich Nachteile, die es abzuwägen gilt. Mehrteilige Lösungen erfordern eine aufwändigere Montage und kosten häufig etwas mehr.

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