Schmierfreie Gleitlager und die Revolution der Baumaschinen
Lars Butenschön | 24. September 2021
Zugegeben, der Titel ist etwas reißerisch. Aber für viele Konstrukteure und vor allem Nutzer von Baumaschinen stellt die aktuelle Entwicklung am Baumaschinenmarkt nicht weniger eine Revolution dar. Heerscharen von Produktmanagern und Konstrukteuren sind auf der Jagd nach neuen Lösungskonzepten. Was ist passiert?
Abseits von der aktuell weltweit recht prekären Lieferkrise in verschiedensten Wirtschaftssektoren beeinflusst zwei weitere Entwicklungen den Markt den Baumaschinen stark. Der Bauboom und die ansteigenden Bemühungen zum Schutz der Umwelt und zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks. Aber was hat das mit Gleitlagern zu tun?
Einsatz rund um die Uhr – für den Bauboom
Die Auftragsbücher der Baubranche sind voll. Immer mehr Gebäude müssen in immer kürzerer Zeit fertiggestellt werden. Aber auch andere Hoch- und Tiefbauarbeiten nehmen in Umfang und Volumen zu. Die Folge: Mensch und Maschine müssen immer mehr leisten. Wartungs- oder Ausfallbedingte Stillstände von Baumaschinen verschlingen kosten wertvolle Zeit. Ungeplante Stillstände sorgen schnell für Verzögerungen der Projekte und treiben die Kosten noch weiter in die Höhe.
Für die Verschleißteile der Maschinen – insbesondere Buchsen und Lager – sind entsprechend zuverlässige und wartungsarme Lösungen gefragt wie nie. Die Zeit, die für das tägliche Abschmieren der zahlreichen Lagerstellen benötigt wird (Für die 20-30 Lagerstellen eines mittelschweren Kettenbaggers gehen täglich 30-60 Minuten drauf), steht häufig einfach nicht mehr zur Verfügung. Die Folge: Mangelschmierung und ungeplante Ausfälle.
Zentralschmierungseinheiten erleichtern diesen Prozess und sparen das manuelle Abschmieren ein. Doch kosten diese Geräte nicht nur zusätzlich Geld. Sie müssen regelmäßig neu befüllt werden und sind aufgrund ihres Platzbedarfs und Gewichts nicht in kleinen Maschinen unterzubringen. Eine andere Lösung muss also her.
Umweltkiller Schmierfett?
Wer einen Führerschein hat, erinnert sich: 1 Tropfen Öl verseucht ca. 600 Liter Grundwasser. Entsprechend unvorteilhaft gestaltet sich daher die Problematik der sogenannten „Verlustschmierung“. Der Grund für das regelmäßige Abschmieren der Lagerstellen liegt in der Funktion der Schmierung. Diese wird im Betrieb langsam aus dem Inneren der Lagerstellen nach außen gepresst. Dabei hält sie Schmutz, Staub und Feuchtigkeit zuverlässig aus der Lagerstelle fern. Da das ausgetretene Schmierfett anschließend in die Umwelt gelangt, ist der Einsatz problematisch. Nicht zuletzt sorgen nun Richtlinien und Verordnungen dafür, dass der Einsatz auf umweltfreundliche Schmierfette begrenzt wird. Doch diese sind deutlich teurer als konventionelle Fette.
Was also tun? Schmierfreie Buchsen einsetzen!
Die naheliegenste Lösung für diese Probleme stellen schmierfreie Gleitlager dar. Sie können trocken, also ohne jegliche Schmierung eingesetzt werden. Durch deren Einsatz kann somit Schmierfett und vor allem die aufwändige Wartung und Nachschmierung eingespart werden. Durch das wegfallende Risiko von Maschinenausfällen in Folge falsch oder nicht ausreichend durchgeführten Arbeiten kann zudem die Ausfallsicherheit und damit die Netto-Einsatzdauer der Maschinen verbessert werden.
Allerdings gibt es einige Aspekte zu beachten, die beim Wechsel auf schmierfreie Buchsen eine entscheidende Rolle spielen. Angefangen beim geänderten Lastaufnahmeverhalten unterschiedlicher Werkstoffe, bis hin zum Korrosionsschutz, der durch die wegfallende Schmierung anders gelöst werden muss.
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