Interview: Wie Sie Reklamationen aufgrund von Mangelschmierung vermeiden
Marc Preinesberger | 8. Juli 2022
4 Fragen an den Produktmanager für iglidur® Schwerlastlager, Uwe Sund
Vorzeitige Ausfälle von Maschinen stellen nicht nur deren Nutzer vor große Probleme. Für die Hersteller steht schnell das Image und damit der Absatz auf dem Spiel. Umso schwieriger ist die Situation bei Schäden, die durch mangelnde Wartungsarbeiten entstehen. Die „Fehlerursache Endanwender“ stellt Serviceabteilungen weltweit vor große Herausforderungen. Im Rahmen einer von Shell Lubricants durchgeführten Befragung von Maschinenführern im internationalen Baugewerbe berichtet die Hälfte der Befragten von häufigen Ausfällen durch unzureichende Schmierung.
Gleichzeitig gaben nur knapp über 30 % an, dass die regelmäßige Schmierung mit Priorität behandelt wird. Entsprechend suchen immer mehr Produktentwickler nach Möglichkeiten, die Wartung von Maschinen und Fahrzeugen einfacher und sicherer zu gestalten. Als Branchenkenner und Produktmanager für Schwerlastgleitlager bei der igus GmbH begegnet Uwe Sund diesen Herausforderungen täglich in der Zusammenarbeit mit Herstellern von Maschinen und Fahrzeugen für die Land-, Bau- und Forstwirtschaft.
Interview mit Uwe Sund
Herr Sund, wie kann man sich diese Gespräche, in denen es um das Thema Schmierung geht, vorstellen? Mit wem sprechen Sie?
Ich spreche in der Regel mit Produktverantwortlichen und Entwicklungsingenieuren, die für die betroffenen Baugruppen verantwortlich sind. Von Hydraulikanbindung für Baggerschaufeln bis zum Kraftheber am Traktor.
Manchmal geht es auch um exotischere Dinge wie Kranausleger auf Montageschiffen auf hoher See. Themen die häufig vorkommen sind z. B.
- Wie häufig müssen die Lager geschmiert werden?
- Was passiert, wenn diese Intervalle nicht eingehalten werden?
- Was passiert dann? Wie gehen ihre Kunden damit um?
Die Fälle landen als Reklamation beim Service und der Techniker kommt raus?
Richtig. Es trudeln Beschwerden beim Service ein. Der Servicetechniker fährt raus und schaut sich das Ganze an. Und dann beginnt die Fehlersuche.
Die Fehlersuche?
Ganz genau. Es geht ja nicht nur darum, die beschädigten Teile schnellstens auszutauschen. Es geht auch um Ursachen und am Ende schlicht Schuldfragen. Wer zahlt? Wenn der Servicetechniker die Teile untersucht und austauscht, sind häufig alle Lagerstellen vorbildlich mit Fett eingeschmiert. Trotzdem ist der Lagerbolzen völlig „heruntergenudelt“ oder die Metall-Lager sind an den Laufflächen stark beschädigt, weil die Schmierung der Lagerstellen nicht regelmäßig stattfindet.
Wenn dann der Lagerbolzen getauscht und im schlechtesten Fall noch um die halbe Welt geschickt werden muss, geht das richtig ins Geld und kostet oben drein viel Zeit. Die Ursachen sind häufig schlicht mangelnde oder falsche Schmierung durch den Anwender. Aber weisen Sie das mal nach. Und selbst wenn: Der Nutzer hat die Maschine längst als unzuverlässig oder pflegeintensiv abgehakt. Und der Einkäufer oder Disponent macht sich auf die Suche nach einer wartungsarmen Alternative.
Genau das ist das Problem. Hier mischen sich dann in der Serviceabteilung des Herstellers der Vertrieb und die Marketingabteilung ein. „Das ist doch ein guter Kunde. Den können wir nicht auflaufen lassen. Wir sollten damit kulant umgehen“. An dieser Stelle treten dann die Produkt- und Entwicklungsverantwortlichen auf den Plan. Eine Lösung muss her, um die überbordenden Servicekosten zu senken und – natürlich in erster Linie – die Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
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Und dann sind Sie vor Ort? Warum?
Unsere Gleitlagerlösungen können hier häufig Abhilfe schaffen. Sie benötigen für den Betrieb keine Schmierung, weil unsere Kunststoff-Gleitlager bereits Festschmierstoffe enthalten. Zwar verbessert eine Fortführung der Schmierung den Schutz vor Schmutz und Staub und den Korrosionsschutz der übrigen Lagerstelle, aber die Lager werden nie wegen unzureichender Schmierung ausfallen oder die Lagerbolzen beschädigen. Unsere Gleitlager kennen den Begriff Mangelschmierung schlichtweg nicht. Kosten für Reklamationen können somit eingespart werden – ganz davon abgesehen, dass die Hersteller durch pflegeleichtere Maschinen einen echten Wettbewerbsvorteil erhalten.
Danke, Herr Sund!
Sehr gerne.
Das Interview führte Lars Butenschön, Product Marketing Manager iglidur®