Kabel strippen – wer hat da schon Bock drauf?!

igu-blog-adm | 19. November 2020

Ich kenne keinen Elektriker, der Spaß daran hat, Leitungen abzusetzen.

Abmanteln macht schon an einer Werkbank wenig Spaß. An einer Maschine stellt es uns Mangels Platz und schlechter Beleuchtung oft vor ganz andere Herausforderungen und birgt zudem ein Verletzungsrisiko. In einem Schaltschrank zwischen Reihenklemme und anderen Bauteilen lässt es sich nun einmal nicht besonders gut arbeiten.

Leitungen absetzen ist ein notwendiges Übel. Genauso unbeliebt, wie Werkstatt kehren oder Montagefahrzeug aufräumen. Wenn man das Absetzen der Leitung dann erledigt hat, stellt man oft eine Beschädigung der Aderisolation fest. Man beginnt wieder von vorn oder noch schlimmer: Man versucht aufwendig zu reparieren, weil die Leitung sonst zu kurz ist.

Das richtige Sezierwerkzeug

Für normierte Leitungen wie NYM oder NYY gibt es sehr gute Werkzeuge. Zum Beispiel die der Firma JOKARI. Mit ihnen kann man Leitungen sicher absetzen, ohne die Adern zu beschädigen. Damit solche Werkzeuge funktionieren, muss die Leitung symmetrisch hergestellt sein, so dass ein Rundschnitt denkbar ist. Dabei liegen die Adern alle in der gleichen Tiefe in der Leitung.

Dies ist bei Normleitungen kein Problem, aber bei Spezialleitungen der verschiedenen Hersteller ausgeschlossen. Hochwertige Leitungen sind in der Regel so aufgebaut, dass der Mantel extra fest auf der Verseilung oder dem Schirm sitzt. So werden die Adern in der Anwendung gut geführt. Das macht die Leitung stabil und robust. Gleichermaßen spricht dies gegen schnelles und einfaches Entfernen des Mantels. Also bleibt die Wahl zwischen hochwertiger Leitung oder leicht absetzbarem Kabel.

Die Idee – Leitungen absetzen mit Reißfaden

Vor einigen Jahren haben wir aus diesem Grund einen Faden in den Außenmantel eingearbeitet, der das Absetzen von Leitungen erleichtert. Inspiriert hat mich der kleine rote Folienstreifen in den Lebensmittelverpackungen.

Wie schön praktisch man damit Zugang zum Inhalt bekommt. Und das, ohne Inhalt und Verpackung zu beschädigen. Sowas müsste es für Leitungen geben! Damit war die Idee geboren. Aber der Weg zum fertigen Produkt war lang. Viele Fragen entstanden: Welches Material soll der Faden haben? Welche Farbe muss er haben? Wie kommt er in die Leitung? Tangiert dies irgendwelche Normen? Wie kann man den Faden greifen? Bergeweise Fragezeichen…

Wir haben damals einfach angefangen, Fäden heraus zu suchen, die passen könnten. Dann haben unser Entwicklungsleiter und ich Leitungen mit Längsschnitt geöffnet, das Verseilgebilde entnommen und den Faden daraufgelegt. Im Anschluss haben wir den zuvor abgesetzten Mantel wieder drumherum gelegt, um im Nachgang mit dem Faden den Mantel wieder zu öffnen. Das hatte etwas von Basteln.

Es musste ein Faden sein! Ein einfacher Draht -wie ein Drainwire- funktioniert nicht. Mit dieser Erkenntnis sind wir an Hersteller von Fäden herangetreten und haben nach Erfahrungswerten gefragt. Fehlanzeige! Denn es gab keine Erfahrungen. Bisher hatte das noch nie jemand gemacht.

Mit einem Hersteller, dessen Produkte wir in der LWL einsetzen, wagten wir uns dann an die ersten Tests. Hierbei entdeckten wir einen Faden, der den Mantel gut schneidet, nicht reißt und die Adern in der Bewegung trotzdem nicht schädigt. Es folgten unzählige weitere Test und Versuche, um Sicherheit zu erlangen. Heute nutzen wir diesen Reißfaden, den sogenannten CFRIP, bei unseren Standardleitungen. Fast jede Leitung mit einen PVC oder TPE Mantel hat heute einen CFRIP Faden im Innen- oder Außenmantel.

Das CFRIP Tool

Der Reißfaden in Leitungen bringt den Vorteil, dass auch das Absetzen großer Längen einfacher umzusetzen ist. Die Adern werden ebenso wenig verletzt wie Hände und man erreicht eine Zeitersparnis von 50%.

Dieses Resultat reichte uns damals nicht, denn der Faden ist schwer zu greifen. Wir brauchten eine Möglichkeit, den Faden besser zu greifen. Der aktuelle Faden ist sehr dünn und filigran. Mit einer Spitzzange kann er abreißen und mit den Fingern ist er nicht gut genug zu halten. Eine Lösung musste her und die sollte preisgünstig sein.

Deshalb entwickelten wir zusätzlich zum Reißfaden ein kleines Werkzeug, um den Faden fest zu greifen und die Leitung unbeschadet zu öffnen. Das CFRIP-Tool. Mit diesem kleinen Griff fasst man den Faden an und kann ihn sicher zum Aufreißen des Mantels greifen- fast wie ein Reißverschluß. Durch einfaches Ziehen am CFRIP-Reißfaden wird die Leitung kontrolliert bis zur gewünschten Länge geöffnet. Die Adern können dann komfortabel aus dem Mantel genommen werden.

Nun habe ich viel erzählt. Am Besten, Sie testen es selbst. Schreiben Sie mir eine E-Mail oder rufen Sie mich an und ich sende Ihnen ein passendes Muster zu.

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Leitungen

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