Gleitlager für Bleche – So vermeiden Sie Fehler und Schäden
Lars Butenschön | 24. April 2020
Im Normalfall sind Gleitlager dazu gedacht, in relativ dickwandige Konstruktionen eingebaut zu werden. Das Gleitlager wird in eine entsprechend tolerierte Bohrung eingepresst und verbleibt dort. Bei dünnwandigen Bauteilen kann das mit dem Presssitz schonmal schwierig werden. Aber auch über die Fixierung hinaus gibt es Stolperfallen, die wir uns hier einmal genauer anschauen wollen. Nachfolgend will ich Ihnen einige Tipps geben, die Ihnen helfen, Gleitlager für Bleche richtig auszuwählen.
Klare Kante zeigen – Kanten brechen… oder wenigstens entgraten
Bevor es überhaupt daran geht, sich mit der Form des Gleitlagers zu beschäftigen, sollten wir uns zunächst die Bohrung anschauen. Dünnwandige Bleche sind häufig kostengünstigst bearbeitet. Das bedeutet für die Gleitlager-Lösung vor allem eines: Schlechte Fixierbohrungen. So werden diese Bohrungen in der Regel ohne zusätzliche Nachbearbeitung gestanzt oder gelasert. Das resultiert dann in erster Linie in scharfkantigen Konturen und bei Stanzungen in recht groben Toleranzen. Vor allem für Gleitlager aus Kunststoff sind scharfkantige Bohrungen nicht ideal. Fasen Sie diese Kanten am besten leicht an oder entgraten Sie sie zumindest. Ist dies nicht möglich, befreien Sie die Bohrungen von Grat und anderem überstehendem Material. Die Toleranzen lassen sich ohne Nachbohren kaum ändern. Ein Prozess der bei vielen Blechkonstruktionen aber schlicht zu teuer ist. Da die Fertigungstoleranzen vor allem für den Presssitz des Gleitlagers verantwortlich sind, kann man diesen Umstand jedoch mit cleverer Formgebung umgehen.
Das Gleitlager sicher befestigen
Bringen wir in unserem Blech keine H7 Passung zu Stande, wird’s wackelig. Reicht die Überdeckung der Bohrungs- und Lagerpassungen nicht aus, hält das Lager nicht in der Bohrung. Ohne zusätzliche formschlüssige Sicherung „wandert“ das Lager aus der Bohrung. Die Gefahr: Die Welle läuft direkt in der Bohrung, ohne schützendes Lager. Diese Formschlüssigkeit erreicht man durch Hinterschnitte. Mit Flanschen verschrauben Sie Gleitlager direkt mit der umliegenden Konstruktion. Verschraubungen kosten allerdings zusätzlich Montagezeit und die gängigen Bundbuchsen sichern nur in eine Richtung vor dem Herausfallen. Besser: zwei „Bünde“. Aber wie dann das Lager in der Bohrung fixieren? Hierfür gibt es geschlitzte Ausführungen mit mehreren Hinterschnitten. Diese können bei der Montage zusammengedrückt werden. Nach der Montage in die Bohrung rutscht der zweite Hinterschnitt hinter das Blech und sichert das Lager.
Sonstige Umgebungsparameter berücksichtigen
Gleitlager für Bleche müssen nicht selten noch weiteren Anforderungen genügen. Richtig spannend wird es zum Beispiel, wenn die Blechkonstruktion in Kontakt mit Lebensmitteln kommt, hohen Temperaturen ausgesetzt ist, oder in der Automobilindustrie nach Montage in ein Bad zur Tauchlackierung muss. Hier geht es dann nicht mehr so sehr um die Formgebung des Bauteils, sondern um die Wahl des richtigen Werkstoffs. Hier können Kunststoffgleitlager eine gute Alternative zu metallischen Lagern bieten. Sie sind nicht nur korrosionsfrei und brauchen jenachdem keinerlei Schmierung. Durch die verschiedenen Möglichkeiten, Kunststoffe zu vielseitigen oder hoch spezialisierten Compounds – oder Mixturen zu verarbeiten, die solchen speziellen Anforderungen widerstehen.
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht: Lösungen von der Stange
iglidur® M250 Clips-Gleitlager können einfach in Bleche eingeclipst werden. Zusammendrücken, durchschieben, fertig. Durch die Formgebung und Flexibilität sind diese Gleitlager für Bleche bestens geeignet. Sie bestehen aus dem preiswerten igldur® M250 Werkstoff, werden im Spritzguss hergestellt und bieten somit eine kostengünstige Alternative zu metallischen Gleitlagern.
Clips-Gleitlager aus iglidur® A230 eignen sich dagegen speziell für Anwendungen im Lebensmittelbereich. Der Werkstoff ist FDA- und EU10/2011 konform und kann damit im Kontakt mit Lebensmitteln verwendet werden.Darüber hinaus ist auch dieser Werkstoff flexibel und dennoch formstabil.
Speziell für die erwähnten Anwendungen in Automobilen oder auch Möbeln und anderen Konsumgütern, die in Tuachbädern lackiert werden müssen, bietet sich der temperatur- und chemikalienbeständige Werkstoff iglidur® K250 an.
Im Video: Stefan Loockmann-Rittich, Leiter Business Unit Gleitlager bei igus® präsentiert die iglidur® Clips Gleitlagerfür Bleche.
Wir sind für Sie da!
Haben Sie Probleme mit ihren Blechdurchführungen? Oder benötigen Sie Unterstützung bei der Auslegung ihrer Gleitlager-Anwendung? Wir beraten Sie gerne! Unverbindlich und kostenlos, digital oder telefonisch.