Wie wähle ich die richtige Steuerleitung aus?
Stefan Wehrmann | 5. Juni 2020
In meinen Produktschulungen für neue Mitarbeiter im Verkauf vermittle ich traditionell viel Theorie. Diese reicht von Grundlagen der Elektrotechnik über Leitungsfertigung bis hin zu Leitungswerkstoffen.
Wenn ich die verschiedene Leitungsarten, deren Verwendungszweck und Eigenschaften erläutere, habe ich dabei ein sehr wichtiges Augenmerk: Die Praxis.
Ich vermittle meinen Schülern die wichtigsten Kniffe und Fragen, um sich im Leitung-Dschungel zurecht zu finden und die richtige Lösung für den Kunden zu finden.
Ich möchte hierzu im Folgenden einen kleinen Einblick geben. Exemplarisch widme ich mich dabei den so genannten „Wald- und Wiesen Leitungen“: Steuerleitungen. Daher greife ich die Fragestellung auf „Wie wähle ich die richtige Steuerleitung aus?“
Was versteht man eigentlich unter einer Steuerleitung und wo werden diese eingesetzt?
Steuerleitungen findet man in nahezu allen industriellen Anwendungen. Sie dienen, wie der Name schon sagt, zum Steuern von Maschinenkomponenten bzw. deren Energieversorgung (z.B. für kleine Motoren). Mit ihrer Hilfe werden simple Steuersignale (so genannte I/0 Befehle) übertragen. Beispiele hierfür sind Maschinen Status Signale oder einfache Schalter.
Was sind die typischen Merkmale einer Steuerleitung?
Im industriellen Umfeld versteht man unter dem Begriff Steuerleitung eine ungeschirmte oder geschirmte mehradrige Anschlussleitung mit kleinerem Querschnitt.
Charakteristisch ist hier die Herstellerdefinition im Datenblatt (Steuerleitung oder Control cable) und die typische Spannungsklasse von 300/500V.
Wie wähle ich nun die richtige Steuerleitung für meine Anwendung aus?
Ein wichtiges Kriterium zur Auswahl der richtigen Leitung ist die Spannungsklasse. Bei Steuerleitungen ist diese bereits durch die Bezeichnung definiert mit 300/500V. Außerdem findet man die Spannungsklasse in den jeweiligen technischen Dokumentationen zu den anzusteuernden Maschinenkomponenten.
Sollte keine technische Dokumentation vorhanden sein, kann auch der Leitungsaufdruck bei der Ermittlung des korrekten Aufbaus helfen. Details wie die Aderquerschnittskombination, eine Information zu einer etwaigen Schirmung der Leitung und die Spannungsebene sind in der Regel aufgedruckt. Je nach erfüllter Norm sind auch weitere Details enthalten.
Der finale Schritt zur richtigen Steuerleitung
Es gilt also, folgende Kriterien zu klären:
- Anzahl der Adern
- Querschnitt
- Spannungsklasse
- Notwendigkeit eines Leitungsschirmes
Erst danach kommt der letzte Schritt:
Die Auswahl der Leitungsqualität bzw. des Außenmantelmaterials.
Um hier die richtige Wahl zu treffen, sollte man sich die folgenden Fragen stellen:
- Handelt es sich um eine festverlegte, eine bewegte oder eine Kettenanwendung?
- Welcher (Ketten) Biegeradius liegt vor?
- Welche Zyklenzahl bzw. welche Lebensdauer sind angestrebt?
- Wie lang ist der Verfahrweg der Leitung (ggf. in der Kette)?
- Wie hoch sind Geschwindigkeit und Beschleunigung des Energieführungssystems?
- Welche Umgebungsbedingungen liegen vor (Hitze/Kälte)?
- Welche Medieneinflüsse gibt es?
- Aus welchem Grund ist die bisher genutzte Leitungslösung ausgefallen?
- Zu erfüllende Eigenschaften und Normen
Sind diese Punkte klar, kann die ideale Leitung ausgewählt werden. Wer es lieber digital mag kann auch Tools wie unseren Produktfinder nutzen.
Fazit
Mit ein wenig Hintergrundwissen und einfachen Rückfragen kann man schnell und unkompliziert die richtige Leitung ermitteln. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die elektrischen aber auch die mechanischen Kriterien. Darüber hinaus benötigt man Informationen über den Verwendungszweck.
Ist die Leitung richtig dimensioniert, können Stillstände vermieden und Wartungskosten aktiv reduziert werden