Drahtdurchmesser der Litze bestimmt die Haltbarkeit?
igu-blog-adm | 19. März 2020
Wenn das so leicht wäre, könnten wir uns bei igus eine ganze Menge an Forschung und Entwicklung sparen! Leider ist dem nicht so. In dem Beitrag über die Klasse der Litze habe ich erklärt, wie wichtig der Drahtdurchmesser in der Litze ist und, dass man nicht einfach sagen kann, dass eine feindrähtigere Litze besser hält. Wenn wir uns die Haltbarkeit ansehen, spielen eine Menge weitere Faktoren eine Rolle.
Die Drähte der Litze liegen nicht einfach nur in der Ader
In der Kabelei sprechen wir beim Aufbau der Leitung oft von Verseilung. Damit meinen wir, dass sich die Adern um einen Kern drehen. So ist eine Leitung, wenn man sich den Mantel weg denkt, einem Stahlseil, dass man aus einer Bergbahn kennt, optisch sehr ähnlich. Das Verseilen macht man, damit die Bauteile der Leitung auch zusammenhalten und sich entstehende Kräfte in der Leitung ausgleichen. Verseilen findet jedoch nicht nur bei den Adern um den Kern der Leitung statt, sondern zusätzlich auch noch in hochwertigen Adern. Die Adern bestehen unter der Isolation aus Drähten (Die Litze) und diese sind auch um das Zentrum verseilt, um Kräfte auf jeden Draht in der Litze aufzuheben. Diese Verseilung der Drähte ist nicht immer gleich, sondern ist in der Steigung unterschiedlich. Der Fachmann spricht von Schlaglänge und meint damit, wie oft sich der einzelne Draht pro gefertigtem Meter Ader um das Zentrum in der Litze dreht. Je kürzer die Schlaglänge desto öfter wird der Draht um das Zentrum der Ader gewickelt.
Eine Litze besteht nicht immer nur aus Drähten
Was bei kleinen Leiternennquerschnitten recht einfach ist, gestaltet sich bei größeren Querschnitten deutlich komplizierter. Bei kleineren Querschnitten spricht man oft von „Würgelitzen“ und meint damit eine definierte Menge an Drähten mit definiertem Durchmesser, die unter der Isolation verseilt sind. Wird der Leiternennquerschnitt nun größer -igus hat hier Einzeladerleitungen bis zu 300mm² im Katalogprogramm- reicht diese Konstruktion nicht mehr aus. Es würden sich bei der Verarbeitung zu viele Kreuzungen der einzelnen Drähte bilden, diese scheuern in der Bewegung und das Kupfer bricht. Aus diesem Grund baut man ein Leiterseil. Man macht kleine „Drahtpakete“, die man als „Schenkel“ bezeichnet und baut damit das Leiterseil auf als wäre es eine einfache Litze. Man nutzt diesen Schenkel sozusagen als einen Draht in der Litze. Das schafft wahnsinnig hohe Haltbarkeit und befähigt die Einzelader zu kleinsten Radien an Spindeln in Werkzeugmaschinen, hochdynamischen Bewegungen an Handlingportalen oder bei Kranen für Verfahrwege von über 400m.
…aber dann kommt die Ader einfach in die Leitung
Nein, leider wieder nicht. Da sich jedes Bauteil in der Ader um die eigene Achse dreht, muss man natürlich genau schauen, wie herum sich die Ader mit der verseilen Litzen in die gesamte Verseilung der Leitung einfügt. So kann sich die Litze ja in der Ader mit dem Uhrzeigersinn und auch gegen diesen drehen. Dies ist bei den Adern in der Verseilung um das Kernelement ja genauso. Die Kombination der beiden Richtungen ist hier ebenfalls sehr wichtig. Wir sprechen übrigens nicht von „Uhrzeigersinn“ und „nicht Uhrzeigersinn“ sondern von Z-Schlag und S-Schlag. Dabei hilft uns die Mitte des Buchstaben. Wenn man diesen als Eselsbrücke auf die Litze legt, führt der Buchstabe in die gleiche Richtung der Verseilung.
igus scheint es aber ganz schön kompliziert zu machen mit den Litzen
Wir machen es leider nicht kompliziert, sondern es ist so kompliziert. Um den Anwender nicht unnötig zu verwirren, weil die Beurteilung der Fakten viel Erfahrung bedarf, geben wir bei den Leitungen daher nur das an, was den Kunden interessiert. Wie lange hält die ganze Leitung in welcher Form der Bewegung! Um den Rest kümmern wir uns.
Michael W
Toller Blogeintrag mit wertvollen Informationen, vielen Dank! Eine Korrektur von Rechtschreibung und Grammatik käme der Lesbarkeit noch zugute.
LG Michi
Andreas Muckes
Vielen Dank für den Hinweis, wir haben uns das nochmal angesehen und Korrekturen vorgenommen.
Schönen Gruß
Andreas Muckes