Scope – Der CO2-Fußabdruck von Unternehmen

Ina Hartmann | 3. Mai 2022

Das Ziel der Reduktion von CO2-Emissionen ist mittlerweile in vielen Unternehmensstrategien verankert. Das ist auch dringend notwendig, allein schon die extremen Wetterlagen in 2021 haben gezeigt, der Klimawandel ist schon lange nicht mehr Theorie oder Zukunftsszenario. Wir sind mittendrin und es kommt auf die Industrie an, wie es sich weiterentwickelt. Auch wir bei igus haben das Ziel, klimaneutral zu werden, und bis 2025 wollen wir das erreichen.      

Im Jahr 2021 haben wir am Hauptsitz und Produktionsstandort Köln schon 31,2 % CO2-Emissionen weniger verursacht als 2020. Diese Zahl bezieht sich auf Scope 1 und Scope 2. Wer sich dafür interessiert, dem sagen diese Begriffe sicherlich etwas, doch den meisten wahrscheinlich nicht. Auch wir mussten uns anfangs mit vielen Begriffen und Vergleichsmethoden auseinandersetzen und es gibt Ingenieur:innen bei uns, die sich mit nichts anderem beschäftigen als unseren Nachhaltigkeitszielen und den Projekten, um diese zu erfüllen.

Mit diesem Artikel wollen wir eine kurze Erläuterung des Begriffs „Scope“ geben und beispielhaft zeigen, welche Emissionen in welchen Scope fallen und als direkt oder indirekt gelten.

CO2 einsparen als Privatperson

Kennen Sie Ihren CO2-Fußabdruck? Falls nicht können Sie diesen von einem kostenlosen Online-Tool des Umwelt Bundesamtes schätzen lassen. Natürlich können Sie auch ohne dieses Wissen einfach den CO2-Verbrauch reduzieren: weniger Wege mit dem Auto zurücklegen, weniger oder sogar kein Fleisch konsumieren, die Wohnung oder das Haus clever beheizen, regional einkaufen. Als private Person ist es relativ einfach, den CO2-Fußabdruck zu senken. Aber wie ist es mit Unternehmen und der Industrie?

Scope – drei Bereiche zur Vergleichbarkeit von Emissionen

Mit dem Pariser Abkommen haben sich fast alle Staaten dazu verpflichtet, den globalen Temperaturanstieg bis 2100 auf 1,5 Grad abzubremsen. Um Maßnahmen hierfür treffen zu können, die Auswirkungen messbar und CO2-Emissionen von Unternehmen und Branchen vergleichbar zu machen, braucht es einheitlicher Kriterien und Reportingstandards.

2011 entwarf das Greenhouse Gas Protocol hierfür eine Vorlage, gemeinsam mit mehreren NGOs (Non-governmental Organisations bzw. Nichtregierungsorganisationen) und mit wissenschaftlicher Unterstützung. Das zu Deutsch „Treibhausgas (THG)-Protokoll“ unterteilt Emissionen in drei Bereiche: Scope 1, Scope 2 und Scope 3.

Grafische Darstellung der direkten und indirekten Emissionen
Bild-Quelle: Adobe Stock
Scope 1 – direkte Emissionen

In den Bereich Scope 1 fallen alle Emissionen, die ein Unternehmen bzw. eine Organisation direkt verursacht. Zu den direkten Emissionen nach Scope 1 zählen Firmenfahrzeuge, Verbrennungsprozesse, Kühlmittel und Dampferzeugung sowie Leckagen z. B. von Klimaanlagen. Verbrennungsprozesse können solche aus der Produktion sein, z. B. beim Brennen von Keramik, oder auch andere wie der Verbrennungsmotor der Kehrmaschine, das Notstromaggregat oder die Gebäudeheizung.

Scope 2 – indirekte Emissionen

Zu den indirekten Emissionen nach Scope 2 zählen Wärme, Strom und Dampf, die von Unternehmen bei externen Versorgern eingekauft werden. Für die Klimabilanz eines Unternehmens ist entscheidend, wie „grün“ diese zugekaufte Energie produziert wird.

Die igus GmbH ist am Produktionsstandort Köln Mitte 2021 auf Ökostrom und Ende 2021 auf klimaneutrales Gas umgestiegen und so können wir für 2021 im Vergleich zu 2020 eine deutliche Verringerung an CO2 Emissionen nach Scope 2 ausweisen.

Logo für die Nutzung von Ökostrom der RheinEnergie
Scope 3 – indirekte Emissionen in der Lieferkette

Scope 3 schließt alle Emissionen ein, die aus externen unabhängigen Quellen stammen, aber eine Folge der Aktivitäten des Unternehmens sind: Wege zur Arbeitsstätte aller Mitarbeitenden, Abfall bei der Produktion und im Arbeitsalltag, Transportmaterial, Wasserverbrauch der Mitarbeitenden und der Produktion, Kraftstoffverbrauch von Lieferanten und bei der Auslieferung der Produkte zu Kunden, Abfall aus von Kunden entsorgten Produkten u. v. m.

Aufgrund der Vielfältigkeit von Scope 3-Emissionen ist die Berechnung sehr komplex und basiert zurzeit noch zum größten Teil auf Schätzungen.

Genau hier setzt eine Neuerung im Onlineshop für Gleitlager von igus an: Seit April 2022 wird für die gängigsten Kunststoff-Gleitlager der CO2-Footprint angegeben. Ziel ist, ihn für alle Gleitlager ausweisen zu können. Wer solche Bauteile für seine Maschine einsetzt, hat in Zukunft ein Puzzleteil mehr in der Erstellung des Gesamtbildes erzeugter CO2-Emissionen.

Der Weg zur Klimaneutralität bei igus

Wir wollen bis 2025 am Hauptsitz und Produktionsstandort in Köln klimaneutral sein. Der Umstieg auf Ökostrom und klimaneutrales Gas 2021 war ein wesentlicher Schritt dorthin. Aber es passiert noch viel mehr:

  • In der Produktion werden nach und nach energieintensive, ältere Spritzgussmaschinen gegen neue energieeffizientere ausgetauscht.
  • Die Beleuchtung in den Produktionshallen wird aktuell auf LED umgerüstet.
  • Durch umfangreiches Leckage-Management konnte Energie bei der Erzeugung von Druckluft gespart werden.
  • Im Produktbereich Gleitlager ist jetzt die ECO-Produktlinie entstanden, das sind Gleitlager aus Regranulat eigener Produktionsabfälle.
  • Seit 2019 nehmen wir alte Kunststoff-Energieketten von Unternehmen zurück und recyceln diese in unserem chainge Programm. Dabei ist uns egal, ob es Energieketten von igus oder Mitbewerbern sind. Seit April 2022 ist das erste Produkt aus diesen recyceltem Material von uns auf den Markt gebracht worden, die Energiekette cradle-chain E2.1.CG.
  • Unser Umweltmanagementsystem ist nach ISO 14001 zertifiziert und das damit korrespondierende Energiemanagementsystem nach ISO 50001:2018.
  • Und: Mitarbeiter:innen und Kund:innen können an 20 Ladepunkten ihre E-Autos auf unserem Firmencampus laden.

 Und vieles andere mehr.

Nach Scope 1 und 2 sind wir Stand April 2022 zu 95 % klimaneutral. Und wir haben noch eine Menge zu tun, um unseren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Diesen Weg gehen wir konsequent, Schritt für Schritt.

Logo von igus für den CO2 Dußabdruck
Bild-Quelle: igus GmbH


 

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