Lösung für schrumpfende Kreislaufwirtschaft – einfache und sichere Recycling-Plattform
Michael Thelen | 2. November 2023
Die globale Kreislaufwirtschaft schrumpft. Es ist höchste Zeit zu handeln.
Eine Möglichkeit ist das Recycling technischer Kunststoffe. Dies war jedoch bisher recht umständlich.
Wir zeigen Ihnen, wie Kunststoff-Recycling endlich einfach wird.
Der Klimawandel schreitet voran und immer mehr Industriezweige kämpfen mit Materialknappheit. Das sind nur zwei gute Gründe, wertvolle Materialien zukünftig nicht mehr mit dem Industriemüll zu entsorgen und zu verbrennen, sondern wiederzuverwenden, Stichwort Kreislaufwirtschaft. Dieser Begriff ist zwar in aller Munde, was die Vermutung nahelegt, dass die Recycling-Quoten zunehmen. Doch leider ist das Gegenteil der Fall.
Die Kreislaufwirtschaft schrumpft
So zeigt der Circularity Gap Report 2023, der von der Organisation Circle Economy und der Deloitte Group durchgeführt wurde: In den vergangenen Jahren ist die globale Kreislaufwirtschaft von 9,1 Prozent in 2018 auf aktuell 7,2 Prozent geschrumpft.
„Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel, um Klimakrise und Verlust von Artenvielfalt gleichzeitig einzudämmen. Deswegen ist es erschreckend, wie groß die weltweite Lücke zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ist, obwohl ihre Bedeutung von Politik und Unternehmen immer wieder ins Schaufenster gestellt wird“, sagt Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland. „Und es ist dramatisch, dass diese Lücke größer wird, weil wir immer mehr Ressourcen dem Planeten entnehmen, sie viel zu kurz nutzen und wegwerfen. Wir sind auf dem falschen Weg. Die Botschaft des Reports ist deutlich: Wir müssen vom Reden ins Machen kommen.“
Vom Reden ins Machen kommen – igus hat den Ruf gehört
Um die Transformation der Linearwirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, hat igus ein Recycling-Programm für technische Kunststoffe ins Leben gerufen: chainge.
Die Idee: Recycling soll endlich einfach werden. Das ist bisher keine Selbstverständlichkeit. So stehen beispielsweise Anwender:innen von Energieketten, die in Maschinen und Anlagen Energieleitungen und Schläuche führen, immer wieder vor mehreren Fragezeichen: Wer übernimmt das Recycling der Schleppketten? Werden die Ketten auch richtig recycelt? Und was passiert mit dem Recycling-Material?
Nicht selten sind die Antworten so kompliziert, dass die Ketten kurzerhand im Industriemüll landen. Und somit in der Verbrennung. Die Folge: Emissionen belasten die Umwelt, wertvolle Kunststoffe gehen der Kreislaufwirtschaft für immer verloren, das schlechte Gewissen nagt. Und dann zahlt man auch noch Gebühren für die Entsorgung.
So einfach geht Recycling mit chainge
Doch so muss das nicht laufen. Die Online-Plattform chainge.igus.de bietet eine einfache und sichere Alternative. Besitzer ausgedienter Energieketten können diese über die Plattform recyceln lassen und so in der Kreislaufwirtschaft halten. Das ist in wenigen Schritten möglich:
- Alte Energieketten sammeln, säubern und wiegen
- Recycling-Anfrage stellen
- Alte Ketten an igus schicken
- Voucher von igus erhalten
Bei igus werden die alten Ketten zu Rezyklat verarbeitet, das für die Herstellung neuer Produkte genutzt wird. Beispielsweise für die cradle-chain E2.1.CG, die weltweit erste Energiekette aus recyceltem Kunststoff. Diese oder andere igus Produkte können dann mit dem Voucher erworben werden.
„Das Besondere bei igus ist, dass alles aus einer Hand kommt. Wir sind sowohl Kunststoffproduzent und -lieferant, Montagedienstleister und Entsorger als auch Produzent und Lieferant von recyceltem Material, aus dem wieder neue Produkte entstehen“, sagt Michael Blaß, Geschäftsführer e-kettensysteme bei igus. „Unser Angebot ist in dieser Form einzigartig und ermöglicht uns, gemeinsam mit unseren Kunden Kunststoff zu einer nachhaltigen Ressource zu machen.“ Deshalb sei man auch darum bemüht, weitere Standorte in chainge einzubinden und die Kapazitäten zu erhöhen, um einen noch größeren Beitrag zur Circular Economy leisten zu können.
Die ersten Schritte zur nachhaltigen Kunststoffnutzung sind gemacht
Seit dem Start von chainge 2019 hat das Programm rasant an Fahrt aufgenommen. Mittlerweile hat igus fast 100.000 kg Hochleistungskunststoff vor der Verbrennung bewahrt und der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt. Nach Energieketten wurde das Recycling nun auch auf kleinere Bauteile aus technischen Kunststoffen ausgeweitet, z.B. Zahnräder und Halbzeuge.
„Es ist die innovative Kraft der Unternehmerinnen und Unternehmer, die Lösungen findet, anwendet und weitergibt“, so Sven Gebhard, Vizepräsident der IHK Köln, während seiner Laudatio beim Going Circular Wettbewerb, bei dem igus mit chainge den ersten Platz belegt hat. Es gehe darum, für das Megathema Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren. Und andere Unternehmen zu motivieren, selbst nach Wegen zu suchen, um Ressourcen zu schonen. „So kann der globale Klimaschutz gelingen.“
Bis 2045 soll die Kunststofferzeugung in Deutschland von Rohöl unabhängig sein
Die Politik verfolgt für die Kreislaufwirtschaft ein ehrgeiziges Ziel: Ab 2045 sollen weitgehend zirkuläre Rohstoffe bei der Kunststoffproduktion zum Einsatz kommen. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, bietet chainge neben dem Kunststoff-Recycling noch mehr. So können Spritzgießer aus der ganzen Welt auf der Plattform auch Rezyklate einkaufen, um aus dem recycelten Material nachhaltige Produkte zu fertigen. Ebenso ist auch der Verkauf von Rezyklaten möglich, sodass Recycler chainge-Partner werden und über den Marktplatz ihr Material vertreiben können.
„Das ganzheitliche Schließen von Stoffkreisläufen ist ein zentraler Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaften und damit auch für das Erreichen der Klimaziele“, sagt Holger Lösch, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), zur Gründung der BDI-Initiative Circular Econonmy. „Der Industriestandort Deutschland hat aufgrund seiner hohen technologischen Kompetenz enormes Potential, zum Leitanbieter neuer Technologien zu werden, die eine wirtschaftliche sinnvolle Wiederverwertung eingesetzter Rohstoffe ermöglichen und dabei die Abhängigkeit von Rohstoffeinfuhren reduzieren.“