Gleitlager richtig Sichern – Teil 2: Axial Sichern

Lars Butenschön | 26. Juni 2018

Im ersten Teil unserer Beitragsserie „Gleitlager richtig Sichern“, haben wir festgestellt, was man unter „auswandern“ von Gleitlagern versteht und wie es dazu kommt. Kann das Gleitlager nicht durch Presssitz in der Lagerstelle gehalten werden, kann man dies durch zusätzliche Sicherungsmaßnahmen vornehmen. In diesem Beitrag wollen wir uns verschiedene Möglichkeiten anschauen, mit denen man Gleitlager axial sichern kann.

Variante 1: Axial Sichern mit geschlitztem Lager mit Hinterschnitt

Durch das offene Schlitzdesign kann das Gleitlager eine gewisse Bandbreite an Toleranzabweichungen ausgleichen. Gleichzeitig ermöglicht dieses Design die Montage von Lagern mit beidseitigem Bund. So kann das Lager zusammengedrückt montiert werden. In der Aufnahmebohrung verbreitert sich der Durchmesser wieder, wodurch der zweite Bund auf der anderen Seite der Bohrung ein Herausrutschen verhindert.

Variante 2: Axial Sichern mit Schnapplösungen

Rastnasen können ebenfalls axial sichern. Während der Montage lassen sich diese hervorstehenden Hinterschnitte zusammendrücken. Sobald die Hinterschnitte die Bohrung passiert haben „schnappen“ sie zurück und sichern das Bauteil. So geht die Montage einfach, sicher und schnell.

Variante 3:  Axial Sichern mit Umbördel-Lösungen

Besonders für die automatisierte Montage in hohen Stückzahlen (zum Beispiel im Automobilbereich) eignet sich das Umbördeln. Hier wird der sichernde Teil des Lagers nach dem Einfügen in die Bohrung zusätzlich in einem weiteren Arbeitsschritt aufgebogen. Dieser Montageschritt erfolgt durch einen Stempel, der aus der Gegenrichtung gegen das Lager gedrückt wird. Durch diesen Arbeitsschritt werden die Sicherungsnasen umgebogen. Das Lager sitzt fest in der Aufnahme.

Variante 4: Axial Sichern mit Schrauben und mehrteilige Lösungen

Wenn garnichts anders hilft: Löcher in den Bund und fest schrauben. Ist etwas aufwändiger zu montieren, hält dafür aber besonders fest.

Freie Gestaltungsmöglichkeiten mit Kunststoff

Am leichtesten lassen sich diese Konzepte natürlich bei Gleitlagern aus Kunststoff umsetzen. Kunststoff ist leicht zu ver- und bearbeiten. Durch moderne Fertigungstechnologien wie 3D-Druck, Lasersintern oder Spritzguss sind hier der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Metallische Gleitlager lassen sich zwar ebenfalls (wenn auch häufig deutlich aufwändiger und teurer) in verschiedenen Formen herstellen, je nach Variante ist der Freiraum hier jedoch stark durch Art der Schmierung limitiert. Bei Kunststoffen, besonders bei solchen die auf den Einsatz hin – also tribologisch optimiert sind, sorgt der homogene Aufbau mit gleichmäßig überall im Material verteilten Gleitpartikeln für totale Gestaltungsfreiheit. Schließlich soll das Gleitlager ja auch bei aller Sicherung und raffinierter Formgebung noch das tun was es soll. Gleiten.

Natürlich lassen sich die hier gezeigten Lösungen auch kombinieren, zum Beispiel mit Sicherungsmaßnahmen gegen ein ungewolltes Mitdrehen in der Bohrung. Diese stellen wir euch im dritten Teil der Beitragsserie vor.

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